Was tun gegen lästigen Haarausfall?

Unsere Haare sind so etwas wie unsere Visitenkarte. Ist damit etwas nicht in Ordnung, bemerken wir und unsere Mitmenschen das meist sofort. Eines der größten Probleme: Haarausfall. Wundermittel aus der Drogerie oder der Apotheke versprechen den Betroffenen schnelle Hilfe. Doch stimmt das? Wir haben einige Haarmythen genauer unter die Lupe genommen.


Hallo, mein Name ist Capillus und ich sitze auf deinem Kopf ganz oben.

Ich bin nämlich eins von deinen 120.000 Kopfhaaren. Wir alle hoffen, dass wir etwa 5 Jahre bei Dir bleiben und dann erst ausfallen. Doch vielen von uns geht es schon früher an den Kragen. Das kann z.B. daran liegen, dass uns wichtige Nährstoffe fehlen. Aber, was brauche ich denn so, um bei Kräften zu bleiben?

Zum Wachsen brauche ich Vitamin H, oder auch Vitamin "Haar", wie ich es gerne nenne. Man kennt es auch als Biotin. Das besteht zum Großteil aus Eiweiß. Eierspeisen sind also gut für mich. Ein weiterer wichtiger Nährstoff ist Zink. Deshalb mag ich alle Meeresfrüchte gern, wie Muscheln, Shrimps und v.a. Austern. Allerdings nicht wegen ihrer aphrodisierenden Wirkung, sondern weil Austern die einsamen Spitzenreiter sind beim Zinkgehalt.

Zink liefert Kollagen und das sorgt dafür, dass ich mich in der Kopfhaut gut verankern kann. Wer Meeresfrüchte nicht mag, kann auch zu einem Müsli aus Haferflocken, Kürbiskernen und Leinsamen greifen.

Und dann möchte ich natürlich auch noch schön aussehen. Dafür brauche ich Panthenol, auch Vitamin B5 genannt. Was du dir sonst auf offene Wunden schmierst, ist auch gut für mich. Panthenol macht mich elastisch und glänzend und ist ein optimaler Schutz vor Umwelteinflüssen. Allerdings solltest du mich jetzt lieber nicht mit Wundsalbe eincremen. Besser ist es z.B., Nüsse zu essen. Aber auch Avocados, Joghurt und Fisch liefern Panthenol.

Fassen wir zusammen: Mein optimales Menü wäre Spiegelei mit Austern und Nüssen. Stattdessen kann man auch Pilze essen. Da sind Biotin, Zink und Panthenol drin. Pilze essen kann ich mir gut merken.

"Aber es muss doch noch mehr geben, was hilft", werden sich jetzt viele fragen, denen die Haare ausgehen.

Bei uns ist Dr. Harriet Rapprich, Hautärztin aus Darmstadt.

Hallo. - Guten Abend.

Viele, die ich auch kenne, benutzen solche Shampoos. Bringt das irgendwas?

Wenn man nur einen primären Haarausfall behandeln will, der etwa erblich bedingt ist, bringen solche Shampoos eigentlich nicht viel. Die meisten Shampoos hier enthalten Koffein. Das ist nur für die Durchblutungs-förderung der Kopfhaut sinnvoll. Aber die Therapie eines erblich bedingten Haarausfalls oder Haarausfall mit anderem Grund, das geht anders.

Das sollte das nicht die alleinige Therapie sein. Das sind z.B. auch nur Shampoos, um mal 'ne Schuppung zu behandeln.

Die beiden. - Genau.

Denen folgt ab und zu ein Haarausfall. Aber das sollte nicht zur alleinigen Therapie eines Haarausfalls benutzt werden. Das nutzt meist nur dem Konto des Herstellers. Hier steht auch so ein kleines Sternchen. Hinten kann man nachlesen, dass nur bei schuppigem Haar hilft.

Aber was hilft medikamentös wirklich gegen Haarausfall, den ich vom Vater oder Opa geerbt hab?

Beim erblich bedingten Haarausfall des Mannes gibt es ein Medikament, das wir seit vielen Jahren kennen. Das ist das sog. Finasterid. Das kann man einnehmen. Das stoppt tatsächlich den Haarausfall. Manchmal kann es den Istzustand sogar verbessern. Allerdings muss man als Mann das Medikament dauerhaft einnehmen. Sobald man es absetzt, geht der Haarausfall weiter.

Wir wissen auch seit einigen Jahren, dass das Medikament Nebenwirkungen hat, die man beachten muss.

Die wären?

Man beschreibt suizidale Gedanken, die Verstärkung von Depressionen. Es kann zu Erektionsstörungen führen und auch zum Libidoverlust.

Trotzdem nehmen das Männer?

Ja. Das ist es wohl vielen wert. Es passiert auch nicht bei jedem Patienten, aber diese Nebenwirkungen sind verstärkt beschrieben.

Und es muss verschrieben werden?

Genau. Es haben auch Frauen Haarausfall und Männer die das nicht geerbt haben. Es gibt verschiedenste Gründe für Haarausfall.

Wann wird der überhaupt problematisch?

Ein Haarausfall von bis zu 100 Haaren pro Tag ist normal. Da sollte sich keiner Gedanken machen. Ab 150 Haare pro Tag ist es bedenklich. Vor allem, wenn es über mehrere Monate geht. Dann sollte man einen Hautarzt aufsuchen und das überprüfen lassen.

Was außer meinen Genen, kann zu Haarausfall führen?

Man muss dazu sagen, dass es nicht nur die männlich bedingten, genetische determinierten, also veranlagten Haarausfall gibt. Auch Frauen können unter erblich bedingtem Haarausfall leiden. Das ist der Haarausfall, der die Frauen nicht im Geheimratseckenbereich betrifft. Sondern das passiert vorwiegend im Scheitelbereich und breitet sich dann aus über die gesamte Kopfhaut im Frontalbereich.

Also kann auch eine Frau eine Glatze bekommen?

Eine Glatze bekommt sie nicht. Das ist die häufigste Frage, die die Frauen stellen: "Bekomme ich eine Glatze?" Nein. Es führt zu einer ausgeprägten Ausdünnung der Haare. Aber es kommt nie oder sehr selten zu einer Glatze, sondern hauptsächlich zu einer Ausdünnung. Das ist die gute Nachricht für Frauen, die darunter leiden.

In welchen Fällen hilft das?

Wir haben ja gerade gesehen, was man ernährungstechnisch machen kann.

In welchen Fällen hilft das überhaupt?

Es gibt auch den diffusen Haarausfall. Der betrifft meistens Frauen. Da kommt es zu einem Ausfall im gesamten Kopfbereich. Das kann viele Ursachen haben. Das kann ein Ernährungsfehler sein, zum Beispiel eine sehr streng vegane Diät. Aber auch eine sehr fleisch-, fettreiche Diät kann so einen Haarausfall verursachen. Aber auch Mangelerscheinungen wie Zink- oder Eisenmangel.

Bei Frauen, die eine sehr starke Menstruation haben, kommt es oft zu Eisenmangel. Der führt auch dann zu einem Haarausfall. Da muss man erst rausfinden, welchen Mangel man hat. Kreisrunder Haarausfall ist auch noch eine Möglichkeit.

Was kann ich dagegen tun?

Das ist sehr häufig. Man beschreibt, dass 1-2 % der Menschen im Laufe des Lebens einen kreisrunden Haarausfall entwickeln können. Das betrifft Männer und Frauen und jede Altersgruppe. Das ist aber oft spontan reversibel. D.h., die Haare kommen wieder. Sollte das nicht der Fall sein, kann man das mit Cortison-Salben zum Beispiel behandeln, oder im ausgeprägten Fall auch mit Unterspritzung. Was vor allem der Fußballfan kennt von Jürgen Klopp ist die Transplantation von Haaren. Der Normalmensch kann sich das womöglich nicht leisten. Diejenigen, die das überlegen:

Empfehlen Sie so was?

Das kommt auf das Empfinden des Mannes an, wie sehr er darunter leidet. Es gibt verschiedene Ausprägungen. Man kann ein etwas lichteres Haarwachstum mit so etwas wieder auffüllen oder aufforsten. Aber eine komplette Glatze mit Transplantaten zu versorgen, das ist sehr teuer. Und man muss sich vorstellen, wie das im Alter aussieht. Man kann das auffüllen. Herr Klopp hat das ja z.B. getan.

Aber wie sieht das in 20-30 Jahren, wenn noch mehr ausgefallen ist?

Dann bleiben die transplantierten Haare stehen. Das sieht manchmal grotesk aus. Aber das muss man wissen. Und es zahlt keine Kasse. - Die Kasse trägt das nicht. Wichtige Hinweise zum Thema Haarausfall.

Ich glaube, wir haben mit vielen Mythen und Werbeversprechen aufgeklärt. Vielen Dank, dass Sie uns hier weitergeholfen haben.

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